Der schwedische Elch (Alces alces)

alces (lateinisch) - Elch (deutsch) - moose (amerikanisch) - elk (englisch) - älg (schwedisch) - elg (dänisch/norwegisch) - hirvi (finnisch) - eland (holländisch)

In Schweden leben nach aktuellen Schätzungen derzeit ca 300 000 Elche. Der größte der heute lebenden Hirsche hat eine Schulterhöhe von 180 - 235cm und erreicht ein Gewicht von 800 kg. Der Elch lebt in Wäldern und Sumpfgebieten, Laub und Zweige sind seine hauptsächliche Nahrung. Das Laubäsen wird durch die gespaltene und sehr bewegliche Oberlippe (Muffe) erleichtert. Im Verhältnis zu den langen Beinen hat er einen sehr kurzen Hals - dies erschwert das Grasen - Jungtiere legen sich dazu gern auf die "Knie" Wegen der langen Beine und der spreizbaren Hufe kann er gut in Tümpeln waten und sich in nassem und sumpfigem Gelände bewegen. Der Elch ist ein hervorragender Schwimmer und liebt die natriumhaltigen Wasserpflanzen.

Nach einer Tragzeit von 35 - 38 Wochen werden bis zu drei Elchkälber geboren, am häufigsten sind Zwillingsgeburten. Die Kälber bleiben bis kurz vor der Geburt der neuen Kälber bei der Mutter. Sich dann endlich selbst überlassen irren sie im Mai und Juni häufig etwas verwirrt durch die Wälder und bilden in dieser Zeit eine große Gefahr für den Straßenverkehr. Junge Elchbullen bleiben bis zur Geschlechtsreife häufig mit ihren Brüdern zusammen, werden dann zu Einzelgängern mit großen Revieren, während die Elchkühe meistens zusammen mit ihren Jungen zu sehen sind und gelegentlich auch kleine Gruppen mit anderen Muttertieren bilden. Im Winter gesellen sich die Tiere zu kleinen Herden, in denen auch Bullen anzutreffen sind. In dieser Zeit zeigen die Elche ein ausgeprägtes Sozialverhalten.

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Männliche Elche tragen ein Schaufelgeweih, welches beim amerikanischen Elch eine Spannweite von bis zu 2m und ein Gewicht von 36kg erreichen kann. Das schwerste in Europa gefundene Geweih wiegt 25 kg. Die Schaufeln bilden sich erst nach 5 Jahren aus, bis dahin trägt der Bulle ein Stangengeweih. Bei manchen Bullen entwickelt sich nie eine Schaufel.   Während der Brunftzeit (August) kommt es unter den Bullen zu gewaltigen Rivalitätskämpfen Das Krachen der Stangen und der ächzende Brunftschrei ist in dieser Zeit weit zu hören. Dann wirft der Bulle, wie andere Hirscharten, auch sein Geweih ab. Der auffallende dicke Fellsack am Kinn bildet sich schon bei den Embryos aus.

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Der Elch übt von alters her eine seltsame Faszination auf die Menschen aus. Schon in der Antike kursierten eigenartige Geschichten über dieses scheue Waldtier. Seine erste Erwähnung in der Literatur findet der Elch in Julius Cäsars "Bello Gallicum" um 50 v. Chr. Cäsar berichtet hier, dass der "alces" keine Gelenke in den Beinen besäße, sich somit nicht hinlegen könne. Deshalb würde er sich zum Schlafen an Bäume lehnen. Diese würden von den Germanen angesägt und beim Schlafen würde der Baum mitsamt dem Elch einfach umfallen. Am nächsten Tag müssten die Tiere einfach nur eingesammelt werden. (Da hat wohl jemand Cäsar einen Elch aufgebunden).

Plinius d. A. erzählt in seiner umfassenden Naturlehre (80 n. Chr.), dass der "alces" für seine unglaubliche Geschwindigkeit berühmt sei. Da er aber eine solch gewaltig große Oberlippe besäße, müsse der Elch rückwärts rennen, damit er sich nicht in dieser verheddere. Der griechische Reisende Pausanisas erwähnt um 170 n. Chr. ein in den keltischen Wäldern lebendes Tier, welches ein Zwischending zwischen Kamel und Hirsch sei. Im 12. Jahrhundert berichtet der Franziskanermönch Bartholomaeus Anglicus von den seltsamen Verteidigungsmethoden eines "Ochsen" welcher in den böhmischen Wäldern lebe. Er trüge am Kinn einen seltsamen Sack, den dieses Tier mit Wasser füllen könne. Auf wunderbare Weise würde sich beim Laufen dieses Wasser erhitzen. Dieses heiße Wasser spritze das Tier dann auf seine Angreifer und verursache dadurch schreckliche Wunden.

Elche gab es nicht nur in Skandinavien- auch in Mitteleuropa waren sie im Mittelalter sehr verbreitet. So berichtet der deutsche Historiker Erasmus Stellen in seinem großen Werk über Preußen (1510) vom "Elend". Der "Elend" müsse wegen seiner langen Oberlippe beim Grasen rückwärts gehen. Dies gelte allerdings nur für das skandinavische "Elend", nicht aber für das preußische. Auch in skandinavischen Quellen wird der Elch behandelt. Und dies keineswegs mit weniger Fantasie. Der schwedische Erzbischof und Historiker Olaus Magnus schildert den Elch in seiner "Historia om den nordisken folken" (1555) als ein außerordentlich genügsames und ausdauerndes Tier, welches in einem fort Tag und Nacht rennen könne, ohne hierbei Nahrung und Wasser zu sich zu nehmen. So könne es eine Strecke von 200 italienischen Meilen (360 km) ohne Pause zurücklegen.

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Als Jagdwild sind die Tier bis heute sehr gefragt. Die Jagdsaison beginnt im Oktober und geht bis November. Da sich über 70% der schwedischen Wälder in Privatbesitz befinden ist auch der größte Teil der Jagdlizenzen privat. Die Waldbesitzer schließen sich zu Jagdgruppen zusammen. Die Quoten werden jährlich pro Jagdgruppe von der öffentlichen Hand festgelegt. Im Schnitt werden etwa 80 000 Elche zur Jagd freigegeben. Manche Grundbesitzer verpachten ihr Jagdrevier an andere Privatpersonen, einige Jagdgruppen lassen es zu, dass Außenstehende sich in die Jagdgruppe einkaufen können. Im Großen und Ganzen ist es allerdings sehr schwer, an der Jagd teilnehmen zu können, ohne selbst Waldbesitzer zu sein. Dennoch ist halb Schweden während der Jagdsaison auf der Pirsch. Dies wirkt sich sogar an der Stockholmer Börse aus, da ein großer Teil der Börsenmakler im Oktober und November auf der Jagd ist. Der Urlauber wird jedoch meist vergeblich nach frischem Elchfleisch in den Regalen der Supermärkte suchen. Das wertvolle und begehrte Fleisch ist nur über privat und unter den Hand erhältlich. Manchmal hilft es, in ländlichen Regionen ganz einfach im Dorfladen oder beim Bauern nachzufragen.

Wie kann man Elche sichten? Wer eine Hütte am Waldrand bewohnt, kann Elche anlocken, indem er Äpfel auf der Wiese auslegt. Elche lieben Äpfel und können sie beinahe meilenweit riechen! Elche sind nachtaktiv. In der Morgen- und Abenddämmerung verlassen sie den Wald, um auf Weiden oder Kahlschlägen zu äsen, oder um am See zu trinken. Die Tiere sind sehr scheu. Somit ist die Chance, die großen Hirsche während einer Wanderung zu treffen äußerst gering. Allerdings sind sie inzwischen an den Motorenlärm der Waldmaschinen gewöhnt. Die einfachste Methode, einen Elch zu suchen, besteht darin, langsam in der Dämmerung auf kleinen Waldstraßen entlang zu fahren und besonders die Kahlschläge aber auch Wiesen und Uferregionen zu beobachten. Kleine Siedlungen sind hierbei keineswegs störend, denn die Hirsche gehen auch in Gärten, um Fallobst zu fressen. Die Wahrscheinlich ist am größten in Elchparks. In Deutschland begegnet man Elchen manchmal auch im Straßenverkehr oder auf Parkplätzen, besonders im Emsland.

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Doch Achtung, wenn ein Elch gesichtet wird: Wenn sich die Tiere bedroht fühlen können besonders Elchkühe sehr angriffslustig sein. Man hat Elche beobachtet, die sogar tieffliegende Hubschrauber angriffen, wenn sie ihre Kälber in Gefahr sahen. Die Hufe der Elche sind so scharf, dass sie einem Wolf problemlos den Schädel spalten können und es passiert leider regelmäßig, dass allzu neugierige Touristen von Elchen totgetrampelt werden. Eine weitere Gefahr besteht durch Wildunfälle. Aufgrund der langen Beine der Elche fährt man bei einem eventuellen Zusammenstoß den Tieren die Beine weg. Der massige Körper kracht dann auf die Motorhaube und auf die Windschutzscheibe. Deswegen wurde schon in den 30-iger Jahren in Schweden das Verbundglas für Windschutzscheiben entwickelt.

Von den ca. 30 000 Verkehrsunfällen durch Wild, die sich in Schweden jährlich ereignen, werden etwa 10 000 durch Elche verursacht. Ein Teil der Verkehrsunfälle von Touristen verursacht, welche die wichtigen Elchwarnschilder entfernen und als Souvenir mitnehmen.

Was tun, wenn man von einem Elch angegriffen wird? Der Elch sieht sehr schlecht, kann dafür aber um so besser riechen. Also sieht man am besten zu, dass man aus dem Wind kommt und möglichst unbeweglich hinter einem Baum oder Busch in Deckung geht Und wenn das nicht hilft? Dann ist es wohl am besten, den Elch auf ein Glas Bier einzuladen. Denn schon in alten Quellen wird darauf hingewiesen, dass Elche sehr gern Bier trinken. So wird in einer moralisierenden Anekdotensammlung aus dem 14. Jahrhundert folgende Geschichte erzählt: Ein Adelsmann besaß einen Elch, der während eines Festes viel Wein und Bier trank. Im Rausch fiel er dann eine Treppe hinunter und brach sich ein Bein. Daraufhin rührte der Elch keinen Alkohol mehr an. Elche sind also offenbar lernfähiger als Menschen!